"Wir lieben, was wir tun"

Die bayerische Wirtshauskultur lebt. Das gilt auch in Corona-Zeiten, wie die im Sommer wiedereröffnete Marthabräu in Fürstenfeldbruck zeigt. Hinter der Wiederbelebung der traditionsreichen Gaststätte steckt allerdings kein Einzelkämpfer. Im Westen Münchens hat sich eine starkes Wirte-Trio gebildet, das nicht nur eigene Betriebe führt, sondern auch den Kollegen Unterstützung anbietet.

Stehen für moderne Gastronomie mit Herzblut: Anja und Hans Schmölz, Nina und Markus Bauer, Nadine und Victor Fischer. Fotos: MAHAVI-Group

Stehen für moderne Gastronomie mit Herzblut: Anja und Hans Schmölz, Nina und Markus Bauer, Nadine und Victor Fischer. Fotos: MAHAVI-Group

"MAHAVI-Group" mag nach einem fernöstlichen Investor klingen, ist aber ganz einfach ein Wortspiel aus den drei Vornamen Markus, Hans und Viktor. Dahinter stehen die drei Gastronomen Markus Bauer, Hans Schmölz, Viktor Fischer und deren Familien.

"Wir drei kennen uns schon seit 25 Jahren durch viele gemeinsame Projekte und eine langjährige Freundschaft", erzählte uns Markus Bauer. "Einige Zeit ging jeder seine eigenen beruflichen Wege, ohne dass wir uns je aus den Augen verloren hätten." Hans Schmölz stammt beispielsweise aus einer bekannten Wirtefamilie, sein Weg in die Gastronomie war nach dem BWL-Studium vorgezeichnet.

Markus Bauer absolvierte eine fundierte gastronomische Ausbildung und arbeitete dann u. a. beim Käfer Party-Service für Gerd und Michael Käfer sowie den internationalen Eventcaterer Kofler & Kompanie aus Berlin. Zudem war Markus Bauer für viele internationale Kunden im In- und Ausland für Eventproduktionen erfolgreich tätig. Themen wie Eventgastronomie und Markenbildung lernte er also von der Pike auf.

Auch Viktor Fischer ist gelernter Gastronom, seit über 20 Jahren selbstständig tätig und hat bereits viele erfolgreiche gastronomische Objekte umgesetzt. Was den leidenschaftlichen Wirt auszeichnet? Die DNA eines Gastgebers, der stets ein Gespür für die Wünsche des Gastes hat.

Vor sechs Jahren überlegten die drei Freunde, ob sie nicht ihre Talente und Fähigkeiten bündeln und gemeinsam etwas unternehmen sollten. Ihr erstes Projekt war ein Food-Truck-Festival auf dem Fürstenfelder Volksfestplatz, das mit 30.000 Besuchern auf Anhieb ein Hit wurde. Für weitere gemeinsame Initiativen gründeten sie schließlich die "MAHAVI-Group".

Der Erfolg lässt sich an der Zahlenkombination 60 – 8 – 200 – 1.000.000 festmachen:

  • 60 Jahre Erfahrung in der gastronomischen Markenentwicklung (jeder Wirt steuert da 20 Jahre bei)
  • 8 eigene und selbst entwickelte gastronomische Betriebskonzepte: Marthabräu, Martha Pizzarei, Bottles'n'Burgers, Parkcafe, Alte Druckerei, Pavillon Beach, Redlounge und Pucher Meer – alle in und um Fürstenfeldbruck
  • 200 glückliche, wertgeschätzte und tolle Mitarbeiter in der gesamten Gruppe
  • 1.000.000 zufriedene Gäste pro Jahr in den eigenen Restaurants und bei Events

Wer auf die Website der MAHAVI-Group geht, der wird mit zwei Zitaten begrüßt, die das Selbstverständnis des erfolgreichen Wirte-Trios auf den Punkt bringen: "Wir lieben, was wir tun!" und "Wir sind gastronomische Markenarchitekten!" Die Mahavi-Group definiert sich als Unternehmen, das sich auf gastronomische Markenarchitektur, Vermarktung von Eventlocations, Markenkommunikation und Markenentwicklung spezialisiert hat. Zudem ist die Gruppe als Projektentwickler tätig und übernimmt auf Wunsch auch die Projektsteuerung. "Wir haben auf allen Positionen Experten sitzen, die seit Jahrzehnten erfolgreich Konzepte entwickeln und dann vor Ort stilsicher und trendbewusst umsetzen", ergänzt Markus Bauer.

So, wie es sein soll

Das Marthabräu ist ein bayerisches Wirtshaus, wie es sein sollte; hell, einladend, authentisch, ehrlich und seiner Jahrhunderte alten Geschichte verpflichtet. Es handelt sich um das Stammhaus einer 1573 gegründeten Brauerei. Der Marthabräu wurde 1835 von der Familie Mayr übernommen und blieb bis 1960 im Familienbesitz. Vor dem Zweiten Weltkrieg produzierte der Betrieb unter Führung der Besitzerin Julie Mayr 10.000 Hektoliter jährlich und war 1939 der größte Gewerbesteuerzahler in Fürstenfeldbruck. 1980 erfolgte die Fusion mit der König Ludwig Schlossbrauerei Kaltenberg, die seitdem in Fürstenfeldbruck ihren Hauptsitz hat und hier die König Ludwig Weißbiersorten braut.

Fotos: MAHAVI-Group

Fotos: MAHAVI-Group

Vor drei Jahren fragte die Brauerei bei der MAHAVI-Group an, ob sie das damalige "Brauhaus Bruck" nicht übernehmen wolle. Dieses Angebot ließen sich die erfahrenen Wirte nicht entgehen. Unter dem neuen "alten" Namen Marthabräu führen sie jetzt die bewegte Geschichte des Ensembles mit eigener Handschrift fort.

Wie ernst es dem Wirtetrio mit ihrem "Zurück zu den Ursprüngen-Kurs" ist, wird wohl am eindrucksvollsten in der "Marthabräu Festhalle" deutlich, die gegenüber vom Wirtshaus liegt (dazwischen gibt es einen liebevoll gestalteten Biergarten). Diese 95 Jahre alte und seit 1992 denkmalgeschützte Halle wurde bei einer Komplettsanierung von allen nachträglichen Einbauten befreit und in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt. So kommt die freitragende historische Dachkonstruktion – das Zollingerdach – wieder so richtig zur Geltung. Wer da als Gast zum ersten Mal reingeht, bekommt eine Gänsehaut und hat ein absolutes WOW-Erlebnis. Die Halle bietet Platz für Hunderte von Gästen und ist eine ideale Location für Feste und Feiern aller Art.

"Wir wissen, was wir wollen", ist ein Kernsatz von Markus Bauer. "Im Marthabräu wollten wir ein Wirtshaus ohne den heute üblichen falschen Glanz. Wir wollten keinen Lack, sondern echten, natürlichen Glanz. Unser Architekt Peter Truntzer hat das Wirtshaus dann zusammen mit der Fa. Feil aus Siegsdorf perfekt umgesetzt."

Antwort auf die Suche nach Heimat und regionalen Wurzeln

In der heutigen Zeit sind die Menschen wieder verstärkt auf der Suche nach Heimat, nach ihren regionalen Wurzeln und den persönlichen Austausch vor Ort. "Wir wollten in unsere Heimat und Tradition investieren", sagt Viktor Fischer, "und mit dem Marthabräu einen Ort der Begegnung, des Austausches, der Unterhaltung und der Geselligkeit schaffen."

Hier geht es nicht nur um Gewinnmaximierung. "Es ist uns eine Herzensangelegenheit, dem vieldiskutierten 'Wirtshaussterben' entgegenzuwirken", so Markus Bauer. Stammtische sind herzlich willkommen, Stammgäste dürfen sich z. B. auf ihren eigenen Bierkrug aus einem verschließbaren Fach freuen.

Dass zu solch einem Konzept eine regionale Küche gehört, versteht sich dann fast schon von selbst. Küchenchef Sebastian Zimmermann (Stationen u. a. die Menterschwaige in München und der Moarwirt in Bad Tölz) steht für eine bewusst einfache, aber raffinierte Wirtshaus-Küche. Gemeinsam zu essen, wie es früher üblich war, wird im Marthabräu wieder möglich. So können sich Familien oder Gruppen z. B. eine gemeinsame Reine mit Bratenspezialitäten, Böfflamott, Knödeln, Salat und Beilagen teilen.

"Mit einer Handvoll Lieferanten aus der Region können wir praktisch unser gesamtes Speisen- und Getränkeangebot abdecken", so Markus Bauer. Diese Botschaft wird auch an die Gäste weitergegeben – in dem Kasten "Unsere regionalen Lieferanten" rechts oben auf der Speisekarte. Ohne großes Trara steht dort ganz sachlich:

So schafft man Glaubwürdigkeit und Authentizität. Gäste, die zusätzliche Informationen wünschen, brauchen nur zum Smartphone zu greifen! "Wir verwenden darüber hinaus viele Zutaten in Bio-Qualität, ohne dies an die große Glocke zu hängen", so Markus Bauer, "und arbeiten mit Slow Food zusammen."

Beim Bier befindet sich das Marthabräu Wirtshaus quasi direkt an der Quelle – mit frisch gezapftem König Ludwig Helles oder König Ludwig Weißbier. Bei den Spirituosen dominieren die Spezialitäten von Lantenhammer, bei den Erfrischungsgetränken setzen die M.A.T. Naturlimonaden aus Bayern und Mixes mit dem INGE Ingwersirup aus München-Giesing regionale Akzente. Die kleine, aber feine Weinkarte ist vor allem auf Gewächse aus Deutschland und Österreich bestückt. "Unser bayerisches Weinbaugebiet Franken wird künftig im Marthabräu ebenfalls eine wichtige Rolle spielen", verspricht Markus Bauer.

Und was war mit Corona?

War das nicht eine Katastrophe, dass die Pandemie gerade dann virulent wurde, als die Neueröffnung des Marthabräu kurz bevorstand? "Wir haben an unseren Plänen konsequent festgehalten", so Markus Bauer. "Dass es mit der Eröffnung, die für 8. Mai geplant war, bis zum 20. Juni gedauert hat, war zwar ärgerlich, aber zu managen." Der Biergarten, der zwei Wochen vor dem Wirtshaus öffnete, wurde jedenfalls vom Start weg hervorragend angenommen. Und auch drinnen war das Lokal bis zum Lockdown im November sehr gut belegt.

www.marthabräu.de