Von Kopf bis Fuß auf Bier eingestellt

Fotos: r&s mayer Hotel und Objekt GmbH

Was macht ein Besitzer eines Landgasthofes, wenn er einen umfangreichen Umbau geplant und bereits begonnen hat und sich plötzlich im Lockdown befindet? Genau, er nutzt die "gästefreie" Zeit und zieht sein Projekt durch. Thomas Petrich hatte die stetige Nachfrage nach Zimmern und eine fast ungenutzte Kegelbahn dazu bewogen, sein Hotel-Restaurant deutlich zu erweitern. Investiert hat der umtriebige Gastronom 2,5 Mio. Euro.

Doch starten wir die Reise durch den allgäuer Landgasthof Hubertus von Beginn an. 1955 entschloss sich die Großmutter des heutigen Inhabers, eine Gaststätte zu eröffnen. Ihr Gatte, passionierter Jäger, war nicht wirklich begeistert von der Idee, ließ sich aber mit der Namensgebung nach dem Schutzpatron der Jäger, dem Heiligen Hubertus, umstimmen. 1966 erfolgte der Anbau einer Kegelbahn und 1971 die Übernahme durch die 2. Generation. Eine weitere Kegelbahn sowie die ersten Gästezimmer folgten. 1997 trat schließlich Thomas Petrich als gelernter Koch in die großen Fußstapfen, die Großmutter und Eltern hinterlassen hatten. Er ergriff die ihm gebotene Chance, kaufte noch zwei benachbarte Grundstücke und errichtete nebenan ein Landhaus mit acht Zimmern sowie Familienappartements.

"Für mich war das Chance und Bürde zugleich", erzählt der umtriebige Gastronom heute.

Die Küche lässt sich mit gutem Gewissen als gehoben bezeichnen. "Kochen ist Kunst", zeigt sich Thomas Petrich überzeugt. Deshalb kommen auch nur ausgewählte Zutaten auf den Tisch. Dazu arbeitet er mit einem Demeter-Bauernhof zusammen, mit dem 90% des Bedarfs gedeckt werden. Die Spezialität des Hubertus sind – wie könnte es bei dem Namen auch anders sein – Wildgerichte aller Art.

Damit aber nicht genug: 2006 entschied sich Thomas Petrich, sein eigenes Bier, das Apfeltranger Bier, zu brauen. Heute gibt es jeden Samstag Brauereiführungen und es werden sogar Braukurse angeboten. Es lag also nahe, die Innenarchitektur des Hauses ganz an dem süffigen Hopfensaft auszurichten. "Das Bier spielt von A bis Z bis in den letzten Winkel unseres Hauses die erste Geige", erzählt Thomas Petrich.

Als Partner zur Seite: die r&s mayer Hotel und Objekt GmbH. "Nach unserem ersten gemeinsamen Projekt, dem Landhaus, arbeiten wir seit über 20 Jahren mit der r&s mayer Hotel und Objekt GmbH aus Kempten zusammen und auch dieses Mal wurde das Konzept ganzheitlich und perfekt umgesetzt."
Entstanden sind im 460-qm-Anbau acht neue Gästezimmer, ein Ausbau des Wellnessangebots und eine neue Gaststube, der "Schalander" – benannt nach dem Raum in einer Brauerei, in dem sich die Arbeiter umziehen und während der Pausen aufhalten.

Und auch die bestehenden neun Zimmer wurden neu gestaltet. Auffällig ist der Einsatz hochwertiger Naturmaterialien. So sorgt der Fußboden aus Eichenholz nicht nur für ein angenehmes Raumklima, sondern strahlt auch Gemütlichkeit aus. Bei den Kleiderschränken haben sich die Inneneinrichter aus Kempten etwas ganz besonderes einfallen lassen: Getrocknete Hopfenblätter und Malz wurden von einem österreichischen Unternehmen zu einer Art Furnier verarbeitet, das nun die Türen ziert. Dies findet sich ebenso bei den Leuchten, die von der r&s mayer Hotel und Objekt GmbH entwickelt und von einem Lampenschirmhersteller extra gefertigt wurden. Natürlich wurde auch dem Corona-Virus Rechnung getragen: So wurde eine Luftwechselanlage installiert, die zur Sicherheit der Gäste und natürlich auch der Mitarbeiter beiträgt.

Gestartet wurde der Umbau bzw. Neubau im März 2020 und war nach nur zehn Monaten im November fertig. Eigentlich rechtzeitig zum Weihnachtsgeschäft, das dann allerdings bekanntermaßen ausfiel. Keine leichte Zeit für die Familie Petrich und ihre Angestellten. 17 Festangestellte, vier Azubis und 20 Aushilfen galt es bei der Stange zu halten. „Wir haben uns, wie so viele in dieser Zeit, mit Essen to go über Wasser gehalten", erzählt der Gastronom. "Unsere Mitarbeiter haben wir alle 14 Tage zu einem Firmenfrühstück eingeladen und ihnen so Zuversicht gegeben". Auf diese Weise konnte das Hubertus sein Stammpersonal halten und blickt optimistisch in die Zukunft. Für Optimismus sprechen auch die Buchungszahlen. Seit Ende des zweiten Lockdowns gibt es kaum Buchungslücken. Zudem müssen die in 2020 1.500 verkauften Braukurse "abgearbeitet" werden.

Der Artikel ist in der Ausgabe 7/2021 des Gastronomie-Report erschienen.

www.hubertus-apfeltrang.de