Wie spannend und faszinierend Bier ist, können die Gäste seit 2016 bei Maisel & Friends mit der Gastronomie "Liebesbier", der Maisel's Bier-Erlebniswelt und der Maisel & Friends Brauwerkstatt hautnah erfahren. Seit Anfang des Jahres ist das Ensemble auf dem Gelände der Brauerei Gebr. Maisel in Bayreuth um eine neue Attraktion reicher: das Liebesbier Urban Art Hotel – das als smarter Betrieb fast ohne Mitarbeiter auskommt. Klingt wie ein UFO, das inmitten einer Bierlandschaft gelandet ist. Klappt das? Wie passt das zusammen?
Brauerei goes Hotellerie? Nein, das Motto lautet eher: Da hat ein Erfolgsteam wieder zugeschlagen. Wie schon beim Restaurant Liebesbier haben sich Bräu Jeff Maisel und die Gastro-Profis rund um die Familie Wenk für ein einzigartiges Projekt zusammengetan. "Vieles ist möglich, wenn man bei einem Bier zusammensitzt und Pläne spinnt", so Jeff Maisel. "Wir haben halt überlegt, wie wir unsere Erlebniswelt noch stimmiger machen und noch mehr Gäste und Freunde zu uns einladen können. So ist die Idee zu einem Hotel entstanden. Wobei klar war: Es sollte ein aufregendes, modernes Projekt werden – smart, aber trotzdem mit Persönlichkeit und individueller Handschrift."
Bei Maisel & Friends in Bayreuth ist es gelungen, den Gästen das Produkt Bier und den Brauprozess anschaulich näher zu bringen. Von Beginn an waren nicht nur die Biere der Brauerei Maisel im Ausschank, sondern auch die Biere vieler befreundeter und kreativer Brauer. Dieses Konzept, das in Deutschland seinesgleichen sucht, hat sich bewährt. Bis zum heutigen Tag stehen jeweils mehr als 100 Biere auf der Karte. Da wird nicht nur von Bier-Vielfalt gesprochen, da wird sie täglich gelebt und getrunken.
Vor diesem Hintergrund hätte man erwarten können, dass das Brauereiareal um ein themenbezogenes "Bier-Hotel" erweitert wird – mit z. B. einer Braumeister-Suite, einem Hopfen- und einem Malzzimmer, mit eigenem Bierbrunnen in den Zimmern ...
Aber solche Bier-Hotels gibt es bereits und das Erwartbare ist nicht so die Sache von Jeff Maisel und seinen Freunden.
"Wir wollten weg von den Konventionen und nicht noch mit der Faust aufs Auge etwas auf unsere Erlebniswelt draufsetzen. Ein Bierhotel war deshalb nie im Gespräch. Das Ziel war nicht eine Doublette zum Liebesbier, sondern eine aufregende Erweiterung des Angebots."
– Jeff Maisel
Beim Ambiente war eine lange Suche gar nicht nötig. Zwischen der Craft-Beer- und der Urban-Art-Szene gibt es viele Anknüpfungspunkte. Bereits bei der Eröffnung des Liebesbier Restaurants waren neben befreundeten Bierbrauern auch moderne Streetart-Künstler mit an Bord, deren Werke die historischen Backsteinwände schmücken. Diese Kunst passt in ihrer Modernität perfekt zur Linie des Liebesbiers, die immer wieder Brüche zwischen alt und neu, Modernität und Tradition, inszeniert. Mit handwerklicher Kunst und Kreativität neue Wege gehen: Das ist ein Credo, bei dem Brauer und Streetart-Künstler an einem Strang ziehen. So entstand die mutige Idee, das Hotel von mehr als 50 Urban-Art-Künstlerinnen und -Künstlern aus aller Welt individuell gestalten zu lassen.
Das von Kuratorin Jasmin Siddiqui (Hera vom Künstlerduo Herakut) geleitete Kunstprojekt ist aufgrund der Menge und Vielfalt der Kunstschaffenden weltweit einzigartig. Künstlerinnen und Künstler wie D*Face (Großbritannien), Super A (Niederlande), Zabou (Frankreich), Caratoes (China) oder Elle (USA) waren frei in der künstlerischen Gestaltung und konnten ihre Handschrift verewigen.
"Das war schon ein besonderes Erlebnis und manchmal hatten wir das Gefühl, einen Flohzirkus zu hüten", erinnert sich Jeff Maisel. "Aber gemeinsam mit der Kuratorin und unserem Geschäftsführer Sebastian Wenk, die sich fürsorglich um die Künstler gekümmert haben, klappte unser einmaliges Kunstprojekt letztlich doch reibungsloser als gedacht. Und es war eben kein reines Arbeitsverhältnis. Wir sind mit den Künstlern zusammengesessen, haben sie zum Abendessen einladen und beim Abschied oft den Satz gehört: Maisel & Friends ist nicht nur ein Name, sondern eine Philosophie. Wir haben uns tatsächlich willkommen gefühlt bei Freunden."
Das Ergebnis kann sich sehen lassen oder ist besser gesagt eine Sensation. Das Urban Art Hotel, ein Ensemble aus zwei Gebäuden aus dem 17. und 18. Jahrhundert, einem modernen Zwischenbau und Anbau, verfügt über 67 individuell gestaltete Zimmer. Darin stecken ein Jahr intensive Planungen, eineinhalb Jahre Bauzeit und ein Investitionsvolumen von rund 10 Millionen Euro. Bei den Bauarbeiten kamen vor allem Firmen aus der Region zum Zug, die Zimmereinrichtung stammt von der Fa. Feil aus Siegsdorf, die Betten kommen aus Franken.
Das Hotel gehört der Maisel Immobilien GmbH & Co. KG, Geschäftsführer der Betreibergesellschaft ist Sebastian Wenk. Dessen Eltern Ute und Thomas Wenk sind seit 30 Jahren mit einer Vielzahl an Betrieben bekannte Gastro-Größen in Bayreuth.
Nach dem Fachabitur machte der heute 30-Jährige mehrere Praktika als Koch, weil eine Kochlehre sinnvoll erschien. Aber einfach nur den vorgezeichneten Weg gehen wollte er dann doch nicht. Um andere Branchen kennenzulernen, machte er Praktika bei einer Werbeagentur und einer Bank. Dort gefiel es ihm so gut, dass er eine Banklehre absolvierte und danach das Abitur nachholte, um in Bayreuth BWL studieren zu können.
Aber auch als Bachelor und Master in BWL ließ ihn das Gastro-Gen nicht los. Er trat in die elterlichen Betriebe ein, und zwar just zu der Zeit, als das Hotelprojekt mit der Brauerei Gebr. Maisel aufkam. "Klar war das eine Chance, mich zu beweisen", so Sebastian Wenk. Er war von Anfang an beim Brainstorming und den Planungen dabei und machte parallel dazu Praktika in namhaften Hotels.
Es klingt fast zu schön, um wahr zu sein, aber die etablierte und die junge Generation passten prima zusammen. "Die Wenks und wir sind viel unterwegs. Wir haben viel zu oft erlebt, dass man erst mal in der Schlange steht, wenn man abends im Hotel ankommt, dann beim Einchecken lästigen Papierkram erledigen muss und sich dasselbe Spiel beim Auschecken wiederholt", so Jeff Maisel. "Das wollten wir anders, besser lösen. Nicht zuletzt durch die Mitgliedschaft im Leaders Club haben wir die Betreiber anderer Hoteltypen kennengelernt und uns deren smarte Hotels angeschaut. Danach war für uns klar: Es muss heute einfacher gehen für den Gast."
Sebastian Wenk, der in seiner Freizeit auch als Programmierer aktiv ist, war Feuer und Flamme für diese Ideen der "Alten". "Smart ist der technische Standard meiner Generation, das ist meine Kompetenz und mein Steckenpferd. Da war ich begeistert dabei." Jeff Maisel ergänzt: "Ich bin sehr dankbar für diese Partnerschaft, bei der ich den Rücken frei habe und vor allem Brauer sein kann." Höchster Komfort durch moderne Technik – wie schaut
das im Liebesbier Smart-Hotel konkret aus? Zum aktuellen Stand sagt Sebastian Wenk: "Die Buchung erfolgt online. Nach der Buchungsbestätigung per Mail hat der Gast drei Optionen: Er kann den Check-In online
abschließen (einschließlich Ausfüllen des Meldescheins) und erhält einen QR-Code auf sein Handy, mit dem er seine Zimmertür öffnen kann. Die zweite Option ist das Check-In Terminal im Eingangsbereich des Hotels. Und wer nicht so technik-affin ist oder einfach eine persönliche Ansprache wünscht, der kann am Welcome Desk nebenan wie gewohnt einchecken."
Wenk sieht sich nicht als klassischen Hoteldirektor, sondern als Geschäftsführer: "Ich führe ja kein großes Mitarbeiterteam, sondern leite den Betrieb mit einer Assistentin. Das einzige Personal ist derzeit eine fünfköpfige House-Keeping-Mannschaft, hinzukommen wird eine weitere Kraft für das Back-Office, zuständig für Verkauf, Rechnungswesen, etc."
Die smarte Lösung wurde übrigens schon vor Corona entwickelt. Kontaktloses Einchecken der Gäste und ein Betrieb, der (fast) ohne Mitarbeiter auskommt, passen aber natürlich perfekt in die heutige Zeit.
Im Hintergrund steht die Idee, dass das Hotel nicht in Konkurrenz zum Restaurant steht, sondern dieses ergänzt und Synergien gewinnbringend nutzt. "Im Liebesbier ist über die Jahre ein starkes Team gewachsen, das wir nutzen können. So ist das Liebesbier sozusagen der Frühstücksaum (wo morgens frisches Brot gebacken wird und die Zutaten fürs Frühstück von Erzeugern aus der Region kommen) und der Ort, an dem die Hotelgäste gleich nebenan ihr Mittag- oder Abendessen einnehmen können. Als Alternative wird ein lokaler Bäcker eiligen Gästen morgens auch ein Business-Frühstück in der Lobby anbieten."
In der Hotellobby können sich die Gäste überdies an einer Maxi-Bar hinter einer attraktiven Glasfront mit Getränken (darunter natürlich die Spezialitäten der Brauerei Maisel) und diversen Snacks eindecken. "Zu unserer Philosophie gehört, dass da nicht einfach die üblichen 08/15-Snacks angeboten werden, sondern z. B. bunte Kartoffelchips, die ein Landwirt aus der Region aus seinen eigenen Kartoffeln herstellt. Ein weiterer regionaler Anbieter versorgt uns mit Nüssen in Glasflaschen. Die Botschaft an die Gäste ist: Es geht auch ohne Plastikverpackung!"
Wie liebevoll im smarten Urban Art Hotel mit Synergien zum historischen Standort und zu Maisel & Friends gespielt wird, zeigt ein Abstecher in die Sauna, die einen beeindruckenden Blick auf den Biergarten bietet. Weil auch der Wellnessbereich ohne Personal auskommt, sind die Saunaöfen aus Sicherheitsgründen unter den Bänken installiert.
Der besondere Clou ist die einzigartige Aufguss-Automatik, die in einem Holzbierfass steckt, das innen mit Kupfer ausgelegt ist. Das Fass hat vier Zapfhähne mit unterschiedlichen Duftölen. Wenn die LED grün anzeigt, können die Saunagäste den gewünschten Aufguss zapfen, der durch ein Rohrsystem auf die Öfen geleitet wird. Danach ist das System für 20 Minuten gesperrt, bis der nächste Aufguss möglich ist. Die Wartezeit können die Saunagäste im Ruheraum genießen – mit einer alkoholfreien Maisel's Weisse oder einem
alkoholfreien Pale Ale, die in einem gläsernen Kühlschrank kostenlos angeboten werden. Das macht doch Lust, gleich mal zu überlegen, welche Bierspezialität und welches Gericht aus regionalen Zutaten man beim Abendessen im Liebesbier bestellen könnte.
Womit wir bei den vielfältigen Win-Win-Situationen sind: Maisel & Friends und das Liebesbier Restaurant locken Gäste aus einem großen Einzugsgebiet an. Gerade Familien und Freundeskreise, die dort in Gemeinschaft vergnügliche Stunden verbringen wollen, dürften die Möglichkeit, nur ein paar Schritte entfernt übernachten zu können, gerne nutzen. Auf der anderen Seite zieht das smarte Urban Art Hotel neues Klientel wie etwa Geschäftsreisende an, die im Restaurant oder der künstlerisch gestalteten Lobby den Abend ausklingen lassen. All das sorgt für eine höhere Auslastung der Küche vom Frühstück bis in die Abendstunden.
Dabei ist das Projekt Urban Art Hotel noch nicht mal abgeschlossen. An einem neuen Konferenzraum wird noch gebaut. "Wir glauben an die Zukunft von Tagungen nach Corona, aber anders als vorher", sagt Jeff Maisel. "Die Leute wollen nicht mehr in geweißelten Konferenzräumen sitzen. Die suchen die persönliche Note, Erlebnischarakter und Angebote zur Teambildung. Das wollen und können wir bieten."
Deshalb wird der neue Tagungsraum für bis zu 80 Teilnehmer mit offenem Kamin und Showküche (die vom Liebesbier-Team bespielt wird) gebaut. Nach den Sitzungen können die Gäste u. a. Führungen durch Maisel's Bier-Erlebniswelt unternehmen, beim Biertasting mit Sommelier das eigene Bierwissen erweitern oder in der Crazy Sheep KaffeeManufaktur beim Kaffeerösten zusehen – alles nur wenige Schritte entfernt – und sich dabei als Team näherkommen. Und natürlich am Ende der Tagung im Liebesbier gemeinsam genießen und feiern.
Kurz gesagt: Auf dem Gelände der Familienbrauerei Maisel trifft Handwerk auf Genuss, Tradition auf Innovation, Urban-Art-Kunst auf historische Gemäuer und smarte Technik auf herzliche Gastfreundschaft.
Dieses Konzept ist in der Ausgabe 2/2022 erschienen.
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