Mit seinem Foodtruck und seiner "Fressbude" Flieten Franz in Trier hat Max Laux den Deutschen Gastro-Gründerpreis gewonnen. Dieser Erfolg zeigt, dass man das Rad nicht ständig neu erfinden muss, um Erfolg zu haben. Es reicht, Chicken Wings einzigartig in Szene zu setzen.
So gesehen ist dieser überraschende Gewinner eine Mutmacher-Geschichte für die ganze Branche. Natürlich geht es nicht um schnöde Allerwelts-Hähnchenflügel. Max Laux hat daraus die unschlagbare regionale Spezialität Flieten gemacht. Was das genau ist?
"Flieten sind die besten frittierten Hähnchenflügel, die es gibt! Innen butterzart und außen knusprig, mit einer unverwechselbaren Gewürzmischung", erklärt der vom Land Rheinland-Pfalz für sein kulinarisches Startup "Flieten Franz" zur Unternehmerpersönlichkeit des Jahres 2021 gekürte Gastronom. "Mit dem Preis im Rücken wird es Flieten sicherlich auch bald außerhalb von Trier geben. Aber erst einmal investieren wir in unseren neuen Standort in der ehemaligen Pferdeklinik, den wir zu einem Barbecue-Hotspot ausbauen werden!"
Preisverleihung auf der Internorga: Im Vordergrund Max Laux mit Moderator und Sternekoch Tohru Nakamura, im Hintergrund die weiteren Finalisten (die vegan-vegetarische Tagesbar "Beetschwester“ aus Münster, "Lordi Kocht“ mit afrikanischer Fusion-Küche aus Hamburg, die Lebensmittelretter der Münchner "Community Kitchen“ und das "Nudel & Holz“ mit hausgemachter Pasta aus Düren).
Ist es wirklich so einfach?
Man verpasse einem altbekannten Gericht einen neuen Namen, achte auf Qualität und beste, eigenproduzierte Zutaten und spinne eine authentische Geschichte rund um das Produkt. Schon stellt sich der Erfolg ein. Max Laux ist das jüngste Beispiel für diese Strategie.
Als verantwortlicher Qualitätsmanager für die internationalen Ikea-Restaurants war der ausgebildete Küchenmeister und Hotelbetriebswirt schon ganz weit oben auf der Karriereleiter. Richtig glücklich machte ihn das nicht, deshalb kündigte er und ging auf Weltreise, kochte unterwegs für Freunde sein heimatliches Leibgericht Flieten – und staunte, wie gut diese rund um den Globus ankamen. Zurück in Trier, begann das Abenteuer Flieten Franz: 2019 schickte Laux einen selbst gebauten Foodtruck auf die Straße, dessen quadratisch-praktisch-gutes Format ihm den liebevollen Spitznamen "Maggiwürfel" einbrachte. Und weil die Trierer verrückt nach Flieten sind, avancierte der bunt bemalte Anhänger schon kurz nach dem Start zum veritablen Kultobjekt.
Ausgerechnet zwischen einem Bordell und einer Autowaschanlage im Trierer Norden haben Franz und seine Flieten inzwischen auch eine feste Heimat gefunden. In der ebenfalls selbstgebauten "Fressbude" servieren Laux und sein Team täglich von 12 bis 20 Uhr (sonntags ab 16 Uhr) neben Hähnchenflügeln – don't call them Chicken Wings! – auch Flieten-, Halloumi- und Pulled-Bork-Burger, Salate und "ein Stückchen Liebe" in Paketen à 10 (mittags) oder 15 Euro (abends). Über Trier hinaus berühmt: die Saucen und Dips, die Mutti Laux sonntagsabends beim "Tatort" nach wie vor persönlich anrührt.
Seine Begeisterung und flotten Sprüche sorgen in Truck und Bude für gute Laune bei Team und Gästen. Doch Max ist nicht nur lustig, sondern auch engagiert: Während der Flutkatastrophe im nahen Ahrtal versorgte das Team, zu dem ganz selbstverständlich Mitarbeiter mit Handicaps gehören, die Helfer vor Ort. Auch der Sozialdienst Katholischer Frauen wird vom Franz regelmäßig mit Flieten & Co. verwöhnt.
2023 steht für das junge Unternehmen bereits ein Umzug an: Neuer Standort ist eine ehemalige Pferdeklinik, die Laux auf 400 qm zu einer Indoor-Barbecue-Arena mit 80 bis 90 Sitzplätzen und offener Feuerstelle umbauen will. Laux verspricht: "Wir werden eine der Top-Adressen für Low- & Slow-BBQ!"
Seine energiegeladene Performance hat Max Laux sicherlich auch geholfen, sein Konzept auf Gastro-Gründerpreises im März unter die fünf Finalisten auf der Internorga in Hamburg zu bringen. Und beim spannenden Finale auf der Hamburger Messe begeisterte er dann auch das Publikum und sicherte sich per Live-Abstimmung den Sieg. Neben dem prestigeträchtigen Erfolg darf sich der Flieten-Chef über 10.000 Euro Preisgeld, eine Beratung durch den Leaders Club und die Anerkennung aus der Branche freuen.
Der Deutsche Gastro-Gründerpreis wird von der Internorga, dem Leaders Club Deutschland und dem Kassensystemanbieter orderbird verliehen.
"Die Gastronomie braucht kreativen Nachwuchs, um lebendig zu bleiben. Mit dem Deutschen Gastro-Gründerpreis richten wir das Spotlight auf die vielversprechendsten jungen Ideen, unterstützen sie bei ihrer Entwicklung und tragen so wertvolle Impulse in die Breite der Branche."
– Leaders Club Präsident Michael Kuriat
Der Artikel ist erschienen in der Ausgabe 4/2022 des Gastronomie-Report.
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